Abendliche Tänze
Dieses Stück wurde in der Spielzeit 2022/23 gespielt.

ABENDLICHE TÄNZE

Tanztheater von Reiner Feistel
zu Musik von Sergej Rachmaninow, Charles Ives und Gustav Mahler

 

Drei markante Kompositionen inspirieren Reiner Feistel zu dieser Tanz-Uraufführung: Was Musik innerlich bewegt, das kann Tanz verkörpern. »Abendliche Tänze« ist eine Reflektion über die gelebte und die noch verfügbare Zeit des Daseins, ein Nachsinnen, was uns an Leben bleibt mit Empfindungen und Entdeckungen, wie wir unsere Zeit bisher verbracht haben, intensiv oder vertan?

Sergej Rachmaninows sinfonische Dichtung »Die Toteninsel« — eine von Arnold Böcklins berühmtem Gemälde inspirierte zwanzigminütige Komposition — spürt der Endlichkeit des Lebens nach. Klangmalerisch erfasst Rachmaninow den Übergang vom Dasein ins nebulöse Danach, die Unsicherheit im Moment der letzten Rückschau und des Abschieds. Die Musik lässt Totenmesse und Trauermarsch anklingen und entwickelt, kontrastiert durch lichte lyrische Momente, eine hohe Intensität als Basis für den tänzerischen Ausdruck: Ein Mensch begegnet zuletzt noch einmal sich selbst und anderen, wagt den Blick zurück — begleitet vom Tod als Tänzer an seiner Seite.

Ihren Nachhall findet die »Die Toteninsel« in der filigranen Komposition ›The Unanswered Question‹ des experimentierfreudigen Amerikaners Charles Ives: Sein 1946 uraufgeführtes Werk stellt die immerwährende Frage nach dem Sein und jagt der unsichtbaren Antwort musikalisch — und nun auch tänzerisch — nach.

Auch in Gustav Mahlers »4. Sinfonie« meldet sich der Tod unüberhörbar »wie eine Fidel«, doch schließt das Werk bei aller (auch ironisch angedeuteten) Morbidität eine ernstgemeinte Jenseits-Hoffnung auf das »himmlische Leben« ein, »mit kindlich heiterem Ausdruck, durchaus ohne Parodie«, so der Komponist selbst. Hören wir in dieser Sinfonie als »Meisterwerk« somit »ein Als-Ob von der ersten bis zur letzten Note«, wie Theodor W. Adorno meinte? Eine faszinierende musikalische Aussage, um davon ausgehend eine tänzerische Auseinandersetzung mit Tod und Erlösung zu beginnen, ist sie fraglos.

 

Uraufführung Samstag, 29. April 2023, 19.00 Uhr, Großes Haus

Matinée Sonntag, 16. April 2023, 11.00 Uhr, Großes Haus

Altersempfehlung 12+

Dauer ca. 2 Stunden, eine Pause

 

Mit freundlicher Unterstützung der »Freunde und Förderer des Ulmer Theaters e.V.«

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Galerie
Trailer
Musikalische Leitung GMD Felix Bender
Choreografie & Inszenierung Reiner Feistel
Ausstattung Frank Fellmann
Licht Marcus Denk
Dramaturgie Christian Stolz
Choreografische Assistenz, Trainings- und Abendspielleitung Elena Lucas
Trainingsleitung Gaëtan Chailly
Ballettrepetition Giordana Rubria Fiori
Vincenzo De Lucia
Inspizienz Felix Goldbeck
Mit
Gabriel Mathéo Bellucci Alekseij Canepa Maya Mayzel Edoardo Dalfolco Neviani Nora Paneva Seungah Park Alba Pérez González Oliver Petriglieri Magnum Phillipy Carmen Vázquez Marfil Catalina Bertucci (Sängerin am 29.04., 02.05., 02.06., 21.07.2023)Maria Rosendorfsky (Sängerin am 07.05., 21.05., 28.05.2023)

Zusätzliche Rollen

Das Philharmonische Orchester der Stadt Ulm

Höreinführung

Pressestimmen

»Es war von den Komponisten sehr wahrscheinlich nie geplant, auf diese zum Teil programmatische Musik zu tanzen. Also musste eine neue Symbiose aus Musik, Tanz und Bühnenbild entstehen für diese letzte Choreografie. In sie hat Reiner Feistel auch Anklänge eingewoben, die manch einen an vergangene große Ulmer Ballettabende erinnern könnten. Die Ausstattung lässt Feistels wunderschöne getanzte Bilder vor einer Caspar David Friedrich-Landschaft geschehen.«

Dagmar Hub // Neu-Ulmer Zeitung

»Drei Werke, entstanden zwischen 1901 und 1909, die in die Moderne führen: Endlichkeit, Abschied, Lebensbilanz, Hoffnung aufs paradiesische Jenseits. Generalmusikdirektor Felix Bender führte das im Theater Ulm sehr inspiriert mit den ausgezeichneten Philharmonikern auf. Eine musikalisch nette Serenade ist das nicht. Eine Art Retrospektive des emotionalen, auch verspielt ironischen Bewegungsrepertoires des Sachsen für seine in der Premiere neunköpfige Compagnie. Viel Ballett darunter und eher kontrolliert avancierte Aktion. Nach der Pause folgt die fast einstündige 4. Sinfonie Gustav Mahlers – Choreograf Feistel öffnet sich gewissermaßen einem pantheistischen Gefühl, lässt sich völlig ein auf dieses Schönheitsdasein, ganz abstrakt, albert aber auch mal zu den kecken Holzbläser-Figuren ganz kindisch.«

Jürgen Kanold // Südwest Presse