Faces of Love
Dieses Stück wurde in der Spielzeit 2019/20 gespielt.

FACES OF LOVE

Tanztheater in zwei Teilen von Beatrice Panero und Noel Pong
zu Werken von Ludwig van Beethoven u. a.

Zwei Menschen begegnen sich. Etwas passiert zwischen ihren Blicken. Sie begehren sich. Der nächste Tag: Was Funken sprühte, ist zerfallen. Das Spiel um neue Liebhaber geht weiter. Liebe: ein Taumel. Liebe: ein Band. Stark und innig umspannt es Familien, Eltern, Töchter, Söhne, Großeltern. Innig verbindet es Paare, manche länger als ein halbes Leben. Manchmal reißt dieses Band, sei es wegen schwelender Konflikte, Scheidung, oder am dramatischsten durch den Tod. Liebe hat viele Gesichter – Ekstase, süße Stille, Zerbrechlichkeit: »Faces of Love«.

Tanzdirektor Reiner Feistel legt zum Auftakt dieser Spielzeit das Talent der Tänzerinnen und Tänzer in die Hände von zwei Choreografinnen. Beide stehen in besonderer Weise zum Theater Ulm. Mit ihren jeweiligen choreografischen Handschriften spüren sie gemeinsam mit dem Ensemble Facetten von Liebe nach. Ein Tanztheater in zwei Teilen entsteht.

Beatrice Panero war bis zur Spielzeit 2017/18 selbst Tänzerin in der Ulmer Compagnie. Nun kehrt sie als Gast-Choreografin zurück und legt ihren Spot im großen Feld »Liebe« auf das Thema Verführung. Zwei der größten Verführer-Figuren der Geschichte, Casanova und Don Juan, treffen auf der Bühne tänzerisch aufeinander. Als Sinnbilder eines Womanizers gelten diese beiden Herzensbrecher, sind jedoch in ihrer Leidenschaft grundverschieden – und in ihrer Bereitschaft, rücksichtslos zu sein. Angelehnt unter anderem an Giacomo Casanovas Biografie »Histoire de ma vie« entspinnt sich ein Spiel um sinnliche und zwielichtige Verführer.

Noel Pong ist Tänzerin und Choreografin in Hong Kong. Erstmals arbeitet sie nun in Europa: am Theater Ulm. Ihren Impuls, um auf das Thema Liebe zu blicken, nimmt sie aus einem Phänomen in Japan. Wer das »Telefon des Windes« im Dorf Otsuchi betritt, trauert. Seit der verheerende Tsunami 2011 Menschenschicksale auseinanderriss, suchen Angehörige diese Telefonzelle auf, um mit den Verstorbenen in Kontakt zu treten. Das Telefon ist nicht ans Netz angeschlossen: Die Trauernden sprechen in die Stille der Zelle. Noel Pong stellt die Frage nach dem Verlust von Liebe. Mit der Compagnie erforscht sie das Motiv unerreichbar ferner Geliebter.

Mit »Faces of Love« zeigt das Theater Ulm ein kraft- und humorvolles, ein melancholisches Tanztheater über Verführung und Verlust, und das Gefühl, das bleibt: Sehnsucht. Drei Musikerinnen und Musiker des Theaters spielen kammermusikalisch live auf. Zu den zeitgenössischen Choreografien lassen sie Stücke von Beethoven, Schubert, Ravel und Rachmaninoff erklingen.

Altersempfehlung 12+

Matinée Sonntag, 13. Oktober 2019, 11 Uhr, Großes Haus

Uraufführung Donnerstag, 17. Oktober 2019, 20 Uhr, Großes Haus

Dauer ca. 2 Stunden 10 Minuten, eine Pause

Nacheinlass ca. 20 Minuten nach Beginn

Galerie
Trailer
Choreografie Beatrice Panero
Choreografie Noel Pong
Ausstattung Petra Mollérus
Dramaturgie Christian Stolz
Choreografische Assistenz Leila Bakhtali
Choreografische Assistenz, Trainings- und Abendspielleitung Ana Presta

Weitere Mitwirkende

Eva Llorente Díaz (Klavier)
Tamás Füzesi (Violine)
Karl-Heinz Gudat (Violoncello)

Höreinführung

Pressestimmen

»Auf der Bühne links im Hintergrund steht ein Flügel, dem Eva Llorente Diaz genaue Tempi vorgibt, begleitet von Tamás Füzesi (Violine) und Karl-Heinz Gudat (Violoncello): alles drei exzellente Musiker, die mit gekonntem Zusammenspiel, ständig zwischen laut und leise einschmeichelnd wechseln. [...] Wo Panero auf Expressivität geht, da versucht Pong ganz aus der Innerlichkeit des Erlebens zu arbeiten. Das zehnköpfige Ensemble des Ulmer Tanztheaters meistert beides, es ist so gut besetzt, dass man niemanden hervorheben möchte. Meine Verbeugung vor Gabriel Mathéo Bellucci, Yoh Ebihara, Alba Pérez Gonzáles, Carmen Vázquez Marfil, Maya Mayzel, Edoardo Dalfolco Neviani, Nora Paneva, Seungah Park, Magnum Phillipy und Luca Scaduto.«

Manfred Jahnke // Die Deutsche Bühne

»Beim Publikum kam der Doppelabend prächtig an – nicht nur wegen der Choreografien, denn wie gesagt: Die Live-Musik auf der Bühne wäre schon allein den Besuch des Abends wert.«

Helmut Pusch // Südwest Presse

»Beatrice Panero betrachtet Dinge gern mit dem Schalk im Augenwinkel; das war in ihrer früheren Arbeit in Ulm stets zu spüren. Dem Thema Liebe - eigentlich dem Eros und der sexuellen Verführung - nähert sie sich auf ähnliche Weise, mit einem verschmitzt-ironischen Lächeln, auch dann, wenn es auf der Bühne (Ausstattung: Petra Mollérus) recht eindeutig zur Sache geht, wenn Don Juan auf die Pirsch geht. Und nicht nur er: Beatrice Panero lässt ihre Paare in allen denkbaren Paar- und Dreierkombinationen und Stellungen aktiv werden. Das ist eigentlich zeitlos, Beatrice Panero greift aber auch die gegenwärtige Gender-Diskussion auf. [...] Viel zarter kommt Noel Pongs Choreografie daher: Die Chinesin nimmt sich die Angehörigen der Tsunami-Opfer von Fukushima 2011 und ihre schmerzvolle Sehnsucht nach den unerreichbaren geliebten Menschen, die umkamen, zu einem Motiv ihrer Arbeit; hinzu kommt die Idee einer anschlusslosen Telefonzelle, die tatsächlich im japanischen Otsuchi an der Küste steht und von Angehörigen aufgesucht wird, die beim Tsunami Partner, Freunde oder Verwandte verloren. [...] ong schafft dabei eindrucksvolle Bilder einer auf sich bezogenen Gruppe, die sich immer wieder zum gemeinsamen Selfie aufstellt, und von Menschen, die sich liebevoll dem Partner zuwenden - während der Einsame in der Telefonzelle den Kontakt zum Verlorenen sucht. [...] Starker Beifall für beide Choreografien!«

Dagmar Hub // Neu-Ulmer Zeitung