
PRIMA FACIE
von Suzie Miller
Deutsche Fassung von Anne Rabe
Statistisch gesehen wird in Deutschland jede dritte Frau einmal in ihrem Leben Opfer sexualisierter Gewalt — auch Tessa Ensler. Nach einer feuchtfröhlichen Nacht wird sie von ihrem Arbeitskollegen, mit dem sie seit kurzem eine Affäre, eventuell eine beginnende Liebesbeziehung hat, in ihrer Wohnung vergewaltigt. Was es bedeutet, eine solche Tat zur Anzeige und den Täter vor Gericht zu bringen, weiß keine besser als Tessa selbst. Tessa ist eine renommierte Strafverteidigerin — und gewieft darin, Widersprüche und Erinnerungslücken in Zeugenaussagen aufzuspüren. Ihre Freispruchrate ist beeindruckend, besonders in Verfahren von sexuellen Übergriffen. Sie vertraut auf das Justizsystem, Mitleid hat im Verhör der betroffenen Frauen nichts verloren. Nun, da sie als Zeugin der Anklage auf der anderen Seite des Gerichtssaals sitzt, hinterfragt sie alles, woran sie bisher fest geglaubt hat …
Die australische Autorin Suzie Miller arbeitet selbst als Strafverteidigerin. Ihr Monolog »Prima facie«, der mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet wurde, fragt auf erschütternde Art nach der Gerechtigkeit des Rechtssystems.
Premiere
Samstag, 17. Mai, 19.30 Uhr, Schwurgerichtssaal des Landgerichts Ulm
Soirée
Mittwoch, 7. Mai 2025, 18.00 Uhr, Schwurgerichtssaal des Landgerichts Ulm
Altersfreigabe [14+]
Dauer ca. 1 Stunde 25 Minuten, keine Pause
Mit freundlicher Unterstützung der »Freunde und Förderer des Ulmer Theaters e.V.«
Alexandra Ostapenko (Tessa Ensler) Frank Röder (Richter am 28.06.2025)Thomas Dörr (Richter) Nemanja Leković (Ein Kollege) Adele Schlichter (Polizeibeamtin (Video)) Markus Hottgenroth (Polizeibeamter (Video)) Emma Lotta Wegner (Gynäkologin (Video)) Maurizio Micksch (Julian (Stimme))
Pressestimmen
»Mit ›Prima Facie‹ trifft das Theater Ulm ganz den Zeitgeist. Das zeigt sich auch darin, dass alle Vorstellungen im Landgericht praktisch ausverkauft sind. ›Prima Facie‹ legt gekonnt den Finger in die Wunde und macht die Ungerechtigkeit des Systems deutlich, lässt jeden die Machtlosigkeit der Frauen spüren, die auch juristisch nahezu chancenlos gegen die Täter sind.«
Franziska Wolfinger // Neu-Ulmer Zeitung»Alexandra Ostapenko, für die es die erste Rolle nach einer längeren Familienpause ist, zeigt die Wandlung ihrer Figur grandios. Am Anfang noch die arrogante Jura-Tussi, die im pinken Kostümchen (Ausstattung: Maike Häber) mit dem Laienpublikum im Tag-der-offenen-Tür-Ton plaudert. Am Tiefpunkt, wenn in Videos mit Ensemblekollegen das weitere Geschehen der Tatnacht gezeigt wird – die Aussage in einem Polizeikabuff, die forensische Untersuchung –, eine verzweifelte Frau. Am Ende, nach dem erschütternden Urteil, blitzt aber auch wieder die Kämpferin auf, die ans Publikum gewandt in einem Plädoyer die Fehler des Rechtssystems anprangert: ›Irgendwas muss sich ändern.‹ Der rauschende Applaus und die Standing Ovations am Schluss gelten auch diesem Appell.«
Marcus Golling // Südwest Presse»›Prima facie‹ im Gerichtssaal: Alexandra Ostapenko brilliert als Frau, die nach einer Vergewaltigung vergeblich auf Gerechtigkeit hofft.«
Marcus Golling // Südwest Presse