
LIPPEN SCHWEIGEN
Von der goldenen Operetten-Ära zur braunen — ein Abend in drei Variantenvon Benjamin Künzel
Die Operette lebt! Sie vereint groben Unfug mitphilosophischen Ansätzen, mischt Freudentränen mit jenen des tiefsten Schmerzes und tanzt auf dem Vulkan, während die Welt untergeht. Travestie und Anzüglichkeiten halten dem Publikum den Spiegel vor, ungebremst sprengt Operette die Grenzen der Prüderie, macht somanches gesellschaftsfähig, was keiner auszusprechen wagt. Doch 1933 ziehen Wolken auf am operettigen Firmament. Aus einer zu großen Teilen jüdischen Kunstgattung wird im Laufe weniger Jahre eine deutsche Saubermann-Variante, die ihre entleerten Adern mit Parolen und Kalenderblatt-Lyrik zu füllen versucht. Aus Spaß und Nervenkitzel wird entschärfte Unterhaltung mit glattpolierter Oberfläche — ein Narkotikum.
Paul Abraham, Fritzi Massary, Richard Tauber, Emmerich Kálmán und viele andere, die es noch rechtzeitig schaffen, fliehen aus Deutschland und kurz darauf aus Österreich. Dort hält ein resignierter Franz Lehár die Stellung, während Fred Raymond, Friedrich Schröder oder Arno Vetterling die Operette vom Rande des Vulkans geradewegs in den Abgrund tanzen lassen.
Uraufführung
Samstag, 21. Februar 2026, 19.30 Uhr, Podium
Soirée
Dienstag, 17. Februar 2026, 19.00 Uhr, Podium.bar
Altersfreigabe [12+]
Termine
19.00 / Soirée