Unterwerfung
Dieses Stück wurde in der Spielzeit 2022/23 gespielt.

UNTERWERFUNG

adaptiert aus »Soumission« von Michel Houellebecq
aus dem Französischen von Norma Cassau und Bernd Wilczek
Bühnenfassung für das Theater Ulm von Andreas Nathusius und Christian Katzschmann

 

Das gesellschaftliche Leben Frankreichs steht vor einer fundamentalen Umwälzung: Auseinandersetzungen zwischen Salafisten und Anhängern der Identitären Bewegung eskalieren, ein Erfolg des Front National bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen ist wahrscheinlich. Um dies zu verhindern, unterstützen linke und liberale Parteien den Kandidaten der »Bruderschaft der Muslime« und ermöglichen dessen Sieg. Der erste Muslim an der Spitze des Staats setzt sofort Reformen um, die einen Paradigmenwechsel bedeuten - die Abkehr vom Primat des ungebremsten kapitalistischen Wettbewerbs, von Individualismus und Laizismus, die Rückbesinnung auf den sozialen und familiären Zusammenhalt. Innerhalb kurzer Zeit wandelt sich mit der Einführung von Scharia, Patriarchat und Polygamie das Antlitz des Landes. Chronist dieser Ereignisse ist der Literaturwissenschaftler François, der seine akademische Arbeit nur fortsetzen kann, wenn er zum Islam konvertiert. Soll er, der bekennende Atheist mit wehmütigem Hang zur abendländisch christlichen Kultur, diesen Schritt tun? Als Intellektueller auf der Sinnsuche, dem westlichen Lebenswandel in Verachtung zugetan und emotional haltlos, steht François vor der Entscheidung, den Verlockungen – opulente Besoldung, mehrere attraktive Ehefrauen, lohnende Forschung – zu widerstehen oder sie mit dem muslimischen Glauben anzunehmen. 

In Michel Houellebecqs provokanter Zukunftsperspektive verheißt der Islam dem durch hemmungslosen Materialismus und ideelle Verödung abgewirtschafteten Westen neue kulturelle und moralische Orientierung: ein (An-)Gebot zur Unterwerfung und Revitalisierung?

Eine halbe Stunde vor jeder Vorstellung gibt es eine Videoeinführung im Oberen Foyer.

 

Premiere Mittwoch, 3. Mai 2023, 20.00 Uhr, Großes Haus

Matinée Sonntag, 26. März 2023, 11.00 Uhr, Foyer

Altersempfehlung 16+

Dauer circa 2 Stunde, 35 Minuten, inklusive einer Pause

Galerie
Trailer
Inszenierung & Bühne Andreas Nathusius
Kostüme Susanne Harnisch
Licht Marcus Denk
Ton Karlheinz Fohlert
Musikalische Einstudierung Nikolaus Henseler
Regiassistenz & Abendspielleitung Nemanja Leković
Inspizienz Felix Goldbeck
Soufflage Ruth Dohle
Mit
Markus Hottgenroth (François)

Zusätzliche Rollen

Ella Rebekka Brill, Wiktoria Sophia Janiel, Marfa Hnatiuk, Mariia Hnatiuk (Kinderchor; Kinderstatisterie)

Stephan Clemens, Gunther Nickles, Anne Simmering, Emma Lotta Wegner (Sprecher; Tonaufnahmen)

Höreinführung

Pressestimmen

»Andreas Nathusius und Christian Katzschmann halten sich eng an die Handlungsabläufe ihrer Vorlage. Zwangsläufig müssen die Handlungen verknappt und fokussiert werden: diese Bearbeitung konzentriert auf die Beziehung zwischen dem Individuum und der Welt. Wobei das Spiel von Markus Hottgenroth als Francois die eines Charmeurs ist, der selbstironisch mit dem Publikum kokettiert. Da ist einer, der rückblickend auf die Ereignisse schaut, die unmittelbar nicht mehr viel mit ihm zu tun haben. Weitausholende gestische Bewegungen unterstreichen das. Wenn er aus der Erinnerung von Begegnungen erzählt, dann ändert er leicht die Stimme und nimmt eine andere körperliche Gestik an. In nur wenigen Momenten verliert er sein Lächeln und auch seine Sex-Obsession wird nur in einer Szene angedeutet, einmal auch stülpt er sich in einer Verzweiflungsgeste vergeblich eine der Plastiktüten über den Kopf. Zwei Stühle reichen, um die enge Welt, in der Francois lebt, anzudeuten.«

Manfred Jahnke // Die deutsche Bühne

»Nathusius verzichtet auf allzu grelle Effekte. In aller Ruhe erzählt François die Geschichte. Hottgenroth bewältigt die gewaltige Textmenge ohne sichtbare Anstrengung, bleibt immer ein klarer Erzähler, nie überzieht er die Affekte – und so scheinbar unaufhaltsam, wie sich Frankreich verwandelt, gleitet sein François in ein seelisches Dunkel hinab. Eine großartige Leistung des Schauspielers, die mit Bravo-Rufen und und Standing Ovations belohnt wird. ›Unterwerfung‹ ist ein würdiges Finale für eine starke Schauspiel-Saison im Großen Haus.«

Marcus Golling // Südwest Presse