IKARUS
Schauspiel von John von Düffel
(Auftragswerk des Theaters Ulm)
ZUM 250. GEBURTSTAG VON ALBRECHT LUDWIG BERBLINGER
Dädalus ist ein genialischer Konstrukteur mit krimineller Energie, sein enormer Erfindungsreichtum bringt ihn immer wieder in Schwierigkeiten. Die experimentellen Kreationen zeitigen stets ungeahnte Folgen, für die der Schöpfer von den Auftraggebern verantwortlich gemacht und sogar in Haft genommen wird. Dank eines Fluggeräts gelingt Dädalus die Flucht, sein Sohn Ikarus kommt bei dieser Aktion aber ums Leben.
In vielen antiken Dichtungen von Homer über Apollodor und Vergil bis hin zu Ovid überliefert, erfasst der Mythos ein Thema, das uns intensiver denn je beschäftigt: der Drang zur Grenzüberschreitung, das bedingungslose Bedürfnis nach Neuerung, der alle Skrupel beseitigende Glaube an die Segnungen der Technik, der Menschen von der Verantwortung für ihr Handeln befreit.
In seine Bearbeitung des Stoffes implementiert John von Düffel auch die Frage nach der Dialektik des ›Fortschritts‹ und den moralischen Einsprüchen: Ist alles legitim, was menschenmöglich ist?
Dauer ca. 1 Stunde 25 Minuten, keine Pause
Nacheinlass ca. 5 Minuten nach Beginn
Altersempfehlung 14+
Soirée Dienstag, 24. September 2019, 19.30 Uhr, Aegis Literatur, Breite Gasse 2
Uraufführung Samstag, 5. Oktober 2019, 19.30 Uhr, Podium
VIS-À-VIS - Theater und Kirche im Dialog Gottesdienst zu »Ikarus«
Sonntag, 27. Oktober 2019, 10 Uhr, Petruskirche Neu-Ulm, Petrusplatz 8
Diese Inszenierung ist Teil des Programms zum Berblinger Jubiläumsjahr 2020 der Stadt Ulm.
Gefördert im Rahmen von Neustart Kultur: 100 neue Stücke für ein großes Publikum
Den Stücktext finden Sie hier.
Pressestimmen
»Es ist selten, dass die Titelfigur eines Bühnenstückes im Stück gar nicht vorkommt: »Ikarus«, John von Düffels Auftragswerk für das Theater Ulm, spielt nach dem Tod des mythologischen Ikarus, der der Sonne zu nahe gekommen war. Die Rückschau im Podium, in Szene gesetzt von Jasper Brandis, funktioniert über 90 Minuten lang auf geniale Weise: mit leisen, zutiefst nachdenklichen Szenen wie in Stein gehauen, in denen Maurizio Micksch als Dädalus brilliert, und mit grotesken Momenten voll aberwitziger Übertragungen in die Gegenwart, in denen Markus Hottgenroth und Tini Prüfert das macht- und lustgeile kretische Herrscherpaar Minos und Pasiphae geben.«
Dagmar Hub // Neu-Ulmer Zeitung»[...] mit den Geschichten aus der Antike lernt man jedenfalls fürs Leben heute: wie ein Erfinder sich korrumpieren kann, wie jede Moral bei den Mächtigen verkommt. In diesem »Ikarus«-Schauspiel auf den bestechend poetisch komprimierten wie lakonisch wirkungsvollen Text von Düffels ist das sehr unterhaltsam nachzuvollziehen. Und sehr direkt. Das Publikum sitzt mittendrin, dreht sich auf den Stühlen zum Rundum-Geschehen hin, aber auch zu einer Art Sockel im Zentrum (Bühne und Kostüme: Petra Mollérus), auf der die Akteure zuweilen dramatisch deklamieren wie beredte Skulpturen. Aber wenn wild geboren und gerammelt wird in diesem möglichen Antiken-Porno, ziehen die Schauspieler den Vorhang zu zum Hörspiel. Schauspieldirektor Jasper Brandis inszeniert souverän auf dem schmalen Grad zwischen Tragödie und Klamotte. [...] Ernst, witzig, dieser »Ikarus«. Starke Mischung.«
Jürgen Kanold // Südwest Presse