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URAUFFÜHRUNG VON »LE PETIT PAUVRE D'ASSISE« BEGEISTERT DEUTSCHLANDWEIT

Nach dem Sensationserfolg der international beachteten posthumen Uraufführung von »La Légende de Tristan« kam an unserem Theater am Donnerstag, 8. Mai, die letzte Oper von Charles Tournemire zur Welturaufführung. Wie schon 2022 hat Intendant Kay Metzger eine Edition der Oper »Le petit pauvre d'Assise« in Auftrag gegeben, die zudem von der Baden-Württemberg Stiftung finanziell unterstützt wurde.

Mit der Uraufführung von »Le petit pauvre d'Assise« schreibt das Theater Ulm erneut Musikgeschichte – und diese Entdeckung erfährt deutschlandweit große Beachtung! Wir haben für Sie einige der Reaktionen aus der deutschen Medienlandschaft zusammengetragen:

 

»Kay Metzger nimmt den radikalen Lebensentwurf des Franziskus ernst. Als Aktivisten die Bühne zustellen mit den Utensilien politischer Indienstnahme – Fridays for Future, LGBTQ-Fahnen – schießt Franziskus den Krempel wütend von der Bühne. Zugleich erzählt Metzger die Beziehung zwischen Franz und Clara als latent erotische, wenn die Entkleidung der künftigen Nonne durch Franziskus wie die Vorbereitung auf eine Hochzeitsnacht wirkt. Der spätere Empfang der Stigmata bei ihm kann daher auch gelesen werden als Folge sexueller Selbstunterdrückung. Diese Ambivalenzen machen die Inszenierung besonders stark.«
– Jan Brachmann // Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Der Tenor Samuel Levine singt den Heiligen Franziskus überwältigend schön mit ekstatischer Innigkeit. Und Maryna Zubko als Clara wirkt weniger dramatisch als generös lyrisch. Dae-Hee Shin als Claras Vater und Cornelius Burger als Franziskus’ Vater formieren mit kantiger Bassgewalt den Gegensatz dazu. Markus Francke durchleuchtet als Bernard de Quintavalle die Schar der großen Anhängerschaft im Chor, den Nikolaus Henseler vorbildlich einstudiert hat.«
– Jan Brachmann // Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

»Sängerisch ist der Abend sehr erfreulich. Der von Nikolaus Henseler einstudierte Chor, aus dem auch einige kleinere Rollen besetzt sind, hat nicht viel zu tun, macht seine Sache aber vorbildlich. Sehr charakteristisch sind hier die Musen besetzt und auch das archaische Magnificat der Mönche bei Klaras Berufung ist profund. Samuel Levine als Franziskus macht seine Sache großartig. Er verkörpert die Figur des Franziskus in all ihren Facetten ausgesprochen vielschichtig, darstellerisch wie auch stimmlich. Ein Ereignis und zweifellos der stärkste Sänger an diesem Abend! Aber auch Maryna Zubko als seine Gefährtin Klara macht mit ihrem dramatisch-wuchtigen Sopran eine außergewöhnlich gute Figur. Ferner tragen unter anderem Milcho Borovinov als Guidoy, Cornelius Burger als Bernadone, Dae-Hee Shin als Favarone und Markus Francke als Bernard zum Gelingen dieser alles in allem wahrlich sensationellen Aufführung bei.«
– Guido Krawinkel // Deutsche Bühne
»Der sehr engagiert dirigierende GMD Felix Bender reißt „sein“ Orchester zunehmend mit, bindet das Ensemble auf der Bühne vorbildlich ein. Bender jedenfalls verdichtet die Musik selbst an den Stellen zu Momenten höchster Intensität und Stringenz, an denen Tournemire die Partitur bis hin zu völlig nackten Melodielinien ausdünnt, was wiederum mit Metzgers mehr und mehr packender Inszenierung kongruent geht.«
– Guido Krawinkel // Neue Musikzeitung

 

»Man hört sich an dieser wunderbaren Musik nicht satt. Es ist eine Inszenierung, die es sich nicht leicht macht, sondern die den spirituellen Kern ernst nimmt, aber immer wieder auch so gegenwärtige Momente drin hat. Ich fand das extrem gelungen. Sehr gut – um nur den Titelsänger zu nennen – von Samuel Levine, diese anspruchsvolle Partie, das ist wirklich eine Entdeckung in Ulm, das hätte natürlich besser überhaupt nicht sein können.«
– Jörn Florian Fuchs // Deutschlandfunk Kultur

»Immer wieder schaltet die Inszenierung sehr klug und berührend zwischen einer Zeitlosigkeit und der Gegenwart hin und her. Das ist sehr fein gearbeitet, manchmal sogar ein ganz klein bisschen augenzwinkernd und trägt über diese 3 1/4 Stunden mit Pause finde ich sehr gut. Es ist ein großer Publikumserfolg gewesen. Man kann nur hoffen und wünschen, dass von Ulm wirklich ein Signal in die Opernwelt hinausgeht, dass man diese Werke einfach öfter spielt.«
– Jörn Florian Fuchs // Deutschlandfunk

 

»Klanglich wird es immer reichhaltiger, einem hinter der Bühne zirpenden Cembalo, Orgel, Glockenklang, sattem Blech und Vogelgezwitscher in der Flöte.
Die Gefiederten sind die Lieblingsgefährten des Heiligen. Das Philharmonische Orchester spielt das alles unter der Leitung von Felix Bender mit großer Klangsinnlichkeit und Genauigkeit, stets die Delikatesse von Tournemires partiell kammermusikalisch bis solistisch zugespitzter Stimmführung auskostend.«
– Bernd Künzig // Südwestrundfunk

»Ein Ereignis ist Samuel Levine als François. Er singt die Titelpartie nicht nur ungemein schön, sondern mit lyrischer Ausdrucksmacht. Insgesamt ist das große Ensemble des Hauses stimmlich berückend, um nur so exzellente Mitglieder wie Dae-Hee Shin als Claires Vater oder Markus Francke als François‘ Gefährten Bernard oder I-Chiao Shih als François' umkehrende Bettlerin.«
– Bernd Künzig // Südwestrundfunk
»Das Niveau des Theaters Ulm zeigt sich mit dieser Uraufführung in Bestform. Und es ist der Mut zu loben, sich für ein Meisterwerk mit Beharrlichkeit einzusetzen, von dem man bislang nur vom Hören-Sagen etwas wusste, wenn überhaupt. Das sollte sich mit dieser Aufführung hoffentlich gründlich ändern.«
– Bernd Künzig // Südwestrundfunk

 

»Tenor Samuel Levine bringt die Wandlung des verwöhnten Jünglings François zum Heiligen Franziskus schauspielerisch wie stimmlich überzeugend auf die Bühne. Maryna Zubko ist als Claire sein weibliches Gegenstück auf Augenhöhe, sehr stark vor allem in dramatischen Momenten. Dieses Werk mit all dem damit verbundenen Aufwand aus den Tiefen der Nationalbibliothek in Paris ans Licht der Öffentlichkeit geholt zu haben, ist ein großes Verdienst.«
– Marion Schrade // Reutlinger Generalanzeiger

 

»Es ist eine faszinierend farben- und kontrastreiche Partitur: manchmal fast neoklassizistisch notiert, repetitiv, auch mit minimalistischen Motiven geradezu. Stetig wechselnde Rhythmen, harmonische Schichtungen, dominierende Bläserfiguren. Dann braust das Orchester streichergetrieben auf, originell klangsinnlich. Keine Frage, Tournemire war ein Meister der Instrumentation.«
– Jürgen Kanold // Südwest Presse

»Beeindruckend, wie der Ulmer Generalmusikdirektor Felix Bender mit seinen ausgezeichneten Philharmonikern die Partitur ausbreitete. Ein Uraufführungsdirigent, um jede Nuance sich kümmernd und trotzdem mit vielen Wirkungstreffern beim Publikum erfolgreich. Dazu ein starkes Ensemble mit zahlreichen Partien, angeführt von Samuel Levine in der Titelpartie, einem emotional-saftigen Tenor. Oder auch mit Maryna Zubko, der dramatischen Sopranistin, als Claire. Enorm, was das Ulmer Haus aufbietet und leistet.«
– Jürgen Kanold // Südwest Presse

 

»›Le petit pauvre d’Assise‹ hat eine Fülle von kleineren Rollen, die in Ulm bestens besetzt sind und die zum Teil aus dem von Nikolaus Henseler einstudierten Opernchor kommen. Maryna Zubko verkörpert Claire/Clara mit üppig leuchtendem, dramatischem Sopran. Samuel Levine begibt sich voll und ganz in die Rolle des Franziskus; die anspruchsvolle Partie steigert sich immer mehr in der visionären Kraft der Gesänge, Predigten und Psalmen.«
– Katharina von Glasenapp // Schwäbische Zeitung
»Besonders in seiner Orchesterbehandlung vermittelt Charles Tournemire zwischen der Spätromantik von César Franck, der Farbpalette von Ravel und Debussy und der Klangwucht Messiaens, was Felix Bender mit dem Philharmonischen Orchester und dem Ensemble der Sängerinnen und Sänger auf beeindruckende Weise umsetzt. Wieder gelingt dem Theater Ulm mit dieser posthumen Uraufführung eines vor 86 Jahren abgeschlossenen Werks eine umjubelte Ausgrabung.«
– Katharina von Glasenapp // Schwäbische Zeitung

 

»Sehr eindrucksvoll sind die Szenen, in denen sich das leidenschaftliche Begehren zwischen Franziskus und Clara Bahn bricht, obwohl sie freiwillige Keuschheit gelobt haben, und der Moment, als der Altar der Portiuncula-Kapelle mit religiösen und politischen Symbolen überhäuft wird, von der Monstranz bis zum Fridays-for-Future-Plakat, und Franziskus alles hinauswirft: Eine Vereinnahmung egal aus welcher Richtung lässt er nicht zu. Allein die Nachfolge Christi ist sein Weg. 
Franziskus' Sterben an den Stigmata ist optisch nicht leicht zu ertragen – musikalisch aber herausragend. Überzeugend agieren neben Samuel Levine, Maryna Zubko und den Ulmer Philharmonikern besonders Dae-Hee Shin und Cornelius Burger als Väter von Clara und Franziskus.«
– Dagmar Hub // Augsburger Allgemeine