
DAS HEROISCHE LEBEN DES EVGENIJ SOKOLOV
nach dem Roman von Serge Gainsbourg
Bühnenfassung für das Theater Ulm von Jessica Sonia Cremer
Berühmt wird man im Kunstbetrieb durch Talent, Können, aber zumeist auch durch irritierende Originalität und Verblüffung. Serge Gainsbourg wusste das genau und er vermochte mit seiner Kunst ebenso zu begeistern wie durch skandalträchtige Auftritte und Aktionen gezielt zu provozieren. Nicht allein mit seinen Werken, sondern auch als Unangepasster gelangte er so zu dauerhaftem Ruhm. Doch ist dieser Zwang, stetig erneut außergewöhnlich zu sein, nicht etwas, das einen als Künstler allmählich ruiniert? Mit seinem einzigen genialischen und tragikomischen Mini-Roman über den Maler Evgenij Sokolov hat Gainsbourg ein groteskes wie anrührendes Zerr-Spiegelbild seiner selbst als Künstler und des Kunstbetriebs geschaffen: Als Sokolov entdeckt, dass er ein ihn seit der Kindheit plagendes Leiden — dauerhafte Flatulenzen — als ›Antriebsmittel‹ für Maltechnik und Bildkreationen nutzen kann, wird er mit seinen »Gasogrammen« zum Star und reich. Doch von nun an schier verdammt, stets noch das Intimste nach außen zu kehren, kostet ihn die durch den Exzess errungene Berühmtheit schließlich das Leben.
Diese in der europäischen Literatur einzigartige Künstler- Beichte ist provokant, humoristisch und ergreifend zugleich. Sie wird als turbulente Performance naturgemäß an einem Kunstort — dem Museum Ulm — uraufgeführt.
Bitte beachten Sie:
In »Das heroische Leben des Evgenij Sokolov« wird in expliziter Sprache mitunter das Thema sexueller Gewalt, auch gegenüber Kindern, behandelt. Der Inhalt kann deshalb, vor allem in Bezug auf eigene Erfahrungen, belastend wirken.
Premiere
Freitag, 24. Januar, 19.30 Uhr, Museum Ulm*
Matinée
Sonntag, 19. Januar 2025, 11.00 Uhr, Museum Ulm*
Dauer ca. 1 Stunde 40 Minuten
Altersfreigabe [16+]
*Zum Aufführungsort im Museum Ulm gelangen Sie vom Marktplatz durch die Schelergasse über den Seiteneingang an der rechten Museumsseite (gegenüber der Bar »Bestiale«).
Pressestimmen
»Mit der Uraufführung von Serge Gainsbourgs Novelle ›Das heroische Leben des Evgenij Sokolov‹ als Inszenierung kann das Theater Ulm im Museum voll punkten und mehr als nur heiße Luft verbreiten.«
Udo Eberl // Südwest Presse»Eine fantastische Teamleistung. Doch wie Vincent Furrer den zuletzt schlaganfallhaft Gezeichneten im Endstadium gibt, ist schon große Klasse. Emma Lotta Wegner darf wild durchs Gestänge klettern und zwischen diversen Rollen changieren, gibt im kölschen Dialekt den Galeristen Stofzer zum Niederknien. Da ist zudem der Tänzer Gaëtan Chailly, der hier als Mediator, Aktionist, menschliche Projektionsfläche und stummer Beobachter dem Kaleidoskop der Obszönitäten und Abwegigkeiten den emotionalen Ruhepuls eines Pan Tau gibt, während Sokolov im Spagat zwischen Kunst und Kapital innerlich zerrissen wird.«
Udo Eberl // Südwest Presse»Rund wird das Stück durch die Live-Musik des Cellisten Daniel Hatvani, der weit mehr als nur einen Soundtrack liefert. Er spiegelt die drei Sokolovs mit Anspielungen und Hit-Momenten, lädt zum wummernden Techno-Event in Gasmasken und im Cello rumort es mächtig. Elektronisch verstärkt, wird der Raum mit den multiplen Gasogrammen auch ohrenbetäubend sinfonisch gefüllt. (…) Lang anhaltender Beifall.«
Udo Eberl // Südwest Presse