DER KOMPONIST BEI »COMPANY«

Der Komponist bei »Company«

»Company in motion« heißt das Format am Theater Ulm, in dem die Tänzerinnen und Tänzer ihre eigenen Choreografien zeigen. Seit 11. Februar 2022 sind sieben brandneue Choreografien junger Tanzensemble-Mitglieder im Podium zu erleben.

Daniel Hatvani, Ton- und Videotechniker am Theater Ulm, sorgt nicht nur für den guten Klang bei Proben und Vorstellungen: Er macht auch leidenschaftlich Musik, kreiert spannende und innovative Sound-Installationen und er komponiert - am Theater Ulm zuletzt unter anderem für »Die Zweite Prinzessin«, »Ein Sommernachtstraum« und »Lost - Auf der Suche nach dem verlorenen Grund«.

Für drei der Choreografien bei »Parkstraße - Company in motion 2022« hat Daniel Hatvani die Musik entwickelt, seine neuen Stücke erklingen erstmals an diesem gefühlvollen und unterhaltsamen Tanz-Abend.

Für den Blog erzählt Daniel Hatvani, wie er zur Musik fand und wie er Musik für Tanz kreiert.

 

So kam ich zum Musizieren:

Im Alter von neun Jahren habe ich meinen ersten Cello-Unterricht an der Musikschule in Ulm erhalten, sicherlich auch beeinflusst von meinem Vater, der diplomierter Geiger ist. Cello ist also mein ›Hauptinstrument‹. Hinzu kam im Alter von 13 Jahren das autodidaktische Lernen von Gitarre - meine Nirvana-Zeit -, mit 15 Jahren bekam ich im Schulorchester einen Kontrabass in die Hand gedrückt und lernte auch dieses Instrument, mit 16 erhielt ich Klavierunterricht und war Jungstudent für Cello an der Hochschule für Musik Augsburg-Nürnberg. Mit 21 Jahren lernte ich zudem autodidaktisch Schlagzeug. In diesem Alter habe ich auch mein Instrumentalpädagogik-Studium mit Hauptfach Cello angefangen und nach einem Semester erfolgreich wieder abgebrochen. Unter anderem ließ mich die konservative Einstellung zur Musik schnell verzweifeln.

Seitdem spiele ich Cello in Bands und für Aufnahmen.

 

Zum Komponieren bin ich gekommen ...:

... mit 15 Jahren, Liebeskummer und einer Gitarre.

 

Wie die Zusammenarbeit für »Company in motion« ihren Anfang nahm:

Alba Pérez González, eine der Tänzerinnen, ist meine Nachbarin. Bei einer Feier in unserem Hof unterhielten wir uns und sie erzählte von ihrer Idee zu der Choreografie »Nulípara is a Butterfly«. Von Albas Idee war ich begeistert und habe ihr angeboten, Musik zu ihrer Choreografie beizusteuern.

Nach dem Projekt »Lost - Auf der Suche nach dem verlorenen Grund« in der Messehalle Ulm zu Beginn der Spielzeit 2021/22, bei dem ich mit Cello und Effekten live improvisierte und experimentierte, kam zusätzlich der Tänzer Alekseij Canepa auf mich zu, der sich diese Energie von Musik für seine Choreografie wünschte. Auch Carmen Vázquez Marfil und ich sind für ihre Choreografie auf diese Weise zueinandergekommen.

Ergänzen will ich, dass ich mir schon lange gewünscht habe, Musik für das Tanztheater zu machen! Und dass es echt schön war gleich mit drei verschiedenen Choreografen drei verschiedene musikalische Ansätze zu erarbeiten.

 

So sind die Kompositionen zu den Choreografien entstanden:

Die Musik mit den Tänzerinnen und Tänzern zu erarbeiten glich dem Prozess, Musik für ein Theaterstück zu entwerfen - mit dem Unterschied, dass es anfangs keinen Text bzw. keine Choreografie gab, sondern nur die Idee. Die Geschichten dahinter wurden mir im ersten Treffen vorgestellt. Dabei versuchte ich vor allem die gewünschten Emotionen, die zu Ausdruck kommen sollten, festzuhalten. Natürlich waren für mich auch zeitliche Abläufe wichtig: Wie beginnt das Stück, was folgt und wie lange dauert es? Dann lag es an mir, einer Choreografie den Rahmen zu stellen, in den sich die Choreografinnen und Choreografen fallenlassen konnten. Im weiteren Austausch mit den Tänzerinnen und Tänzern musste ich die Musik hauptsächlich zeitlich anpassen - meist verlängern. So weitete sich beispielsweise der Beitrag für Alekseij Canepa von anfänglichen rund drei Minuten auf fast acht Minuten aus. Bei der ersten Hauptprobe, also etwa eine Woche vor der Premiere, konnte ich erkennen, was daraus entstanden ist. Es hat mich umgeworfen, zu erleben, wie die Musik auf einmal dreidimensional wird.

 

Christian Stolz

 

»Parkstraße - Company in motion 2022« zeigt das Tanzensemble des Theaters Ulm im Podium - im Bühnenbild eines Bahnhofs. Welche Geschichten entspinnen sich an diesem Transit-, Warte- und Sehnsuchtsort? Infos und aktuelle Termine gibt es hier:

https://www.theater-ulm.de/spielplan/stuecke/parkstrasse-company-in-motion-2022