EINBLICKE IN DIE BÜRGERBÜHNENPRODUKTION »DAS TIERREICH«

Es ist 17:20 Uhr. Ich laufe hinunter ins Podium, laufe den Gang entlang, mache die Tür auf und betrete den hinteren Bereich des Podiums. Außer der Regieassistenz scheint noch keiner da zu sein. Ich gehe die Treppe nach unten in die Umkleide und mache das Licht an. Auf unseren Plätzen an den Spiegeln liegen kleine Premierengeschenke. Wenig später sind auch die anderen da. Wir ziehen uns um und gehen noch einmal unsere Texte durch. Man kann die Anspannung förmlich greifen. Bald ist es soweit. Die letzten Soundchecks werden gemacht, es wird aufgewärmt und dann ist es auch schon Premieren-Zeit. 

Aber bis dahin sind es noch gut zwei Monate. Und viele Proben liegen noch vor uns. Apropos: Wissen Sie wie so etwas in der Bürgerbühne Schauspiel abläuft? Nein? Sehr gut, dann kann ich Ihnen ja ein bisschen davon erzählen: Zu allererst wärmen wir uns auf. Dabei machen wir ein paar Klimmzüge, heben 2-Kilo-Hanteln …. Nein, Moment das war der falsche Text. Wie war das noch mal? Ach ja: Wir stellen uns alle in einen Kreis und wärmen erst einmal unsere Stimme und unseren Körper auf. Ersteres trainieren wir mit Sprechübungen oder Spielen, Letzteres mit Yoga. Außerdem lernen wir, wie man Haltung auf der Bühne bewahrt. Dann geht’s weiter mit dem Stück. In der allerersten Probe, wenn wir das Skript bekommen, wird dieses erst gelesen. In den darauffolgenden Wochen geht’s dann richtig los: Jede Szene wird Schritt für Schritt geprobt. Wo steht man? Wie sage ich was? Dabei lernt man auch, wie laut und deutlich man sprechen muss. Ja, richtig gehört. Auch die Zuschauer hinten in der letzten Reihe ganz außen müssen einen gut verstehen können. Für ein Stück sind aber nicht nur die Proben entscheidend, sondern auch die, die mitmachen. Ich selbst bin zum dritten Mal dabei und ich muss sagen, es macht mir echt Spaß. Man lernt neue Leute kennen. Alle unterschiedlich im Charakter. Am Anfang kennt man keinen und am Ende läuft man mit zwölf neuen Bekanntschaften wieder raus. 

Um was geht es jetzt eigentlich in unserem Theaterstück? Ein Panzer fliegt auf die Schule. Einfach so. Und das Ausgerechnet in den Sommerferien. Ich meine, kann das nicht passieren, wenn Schule ist? – Moment entschuldigen Sie, meine Rolle (Lilli Meier) ist gerade mit mir durchgegangen. Im »Tierreich« geht es nicht um Tiere. Nur Metaphorisch. Das Besondere an dem Stück ist, dass es aus kurzen Szenen besteht, wie bei einem Film. Wir sehen, was die Jugendlichen vor, während und nach dem Absturz machen.

Warum sollten Sie nun in dieses Stück gehen? Ich könnte darüber erzählen, dass es wirklich toll ist, Sie viel Spaß haben werden, Sie etwas sehen werden, was Sie noch nie gesehen haben. Aber ich finde das macht jeder. Deshalb erzähle ich ihnen etwas Persönliches. Dann können Sie an mich denken, wenn Sie ins Podium gehen und unser Stück ansehen. Wissen Sie, was mein Lieblingsmoment ist, wenn ich Theater spiele? Wenn der Saal langsam dunkel wird, das Murmeln der Zuschauer leiser, man selbst noch für ein paar Sekunden hinter der Bühne steht und das Herz anfängt, zu pochen, weil man weiß, gleich sehen einem mindestens 116 Leute dabei zu, wie man schauspielert. Dieser kurze Moment der Spannung zwischen Warten und Auftritt ist einfach genial.

Ina Klausner

Datum: 19.02.2019