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GEWALTPHANTASIEN UND HEILUNGSVERSPRECHEN: 3. FOLGE DER KUNSTMANIFESTE
»Wir sind Schauspieler. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es – das ist unser Beruf. Wir spielen Ehefrauen und Familienväter, Liebende und Staatsleute, Sympathieträgerinnen und Ekel. Und häufig auch Figuren, mit deren Überzeugung wir privat nie übereinkämen…« heißt es im ActOut-Manifest von 2021: Kunst hat schon immer versucht, alle Seiten des Menschlichen abzubilden, die lichten und die dunklen, und damit, insbesondere wenn die Kreativen sich über ihre eigentliche Profession hinweg in die gesellschaftliche Debatte eingemischt haben, oft auch Anstoß erregt und erregen wollen, durch prononcierte, manchmal auch in der inhaltlichen Radikalität und der ästhetischen Form provokant vorgetragene Meinungen. Damit wurde, wie in einem aktuellen Fall wieder zu beobachten ist, zudem die Kunst- und Meinungsfreiheit für sich in Anspruch genommen und einem Test unterzogen, der nicht immer unbedingt vorteilhaft ausfiel. Dass Künstlerinnen in ihren (kunst-)ideologischen und gesellschaftskritischen Äußerungen oft ebenso vehement und rabiat urteilen wie manche männlichen Zeitgenossen, mag vielleicht überraschen, brachte aber einigen der Manifeste enorme Resonanz und machte sie bekannt, zu Kulttexten und auch berühmt(-berüchtigt). Manche darin enthaltenen Vorstellungen und apodiktischen Forderungen wirken heute womöglich weniger anstößig als grotesk, andere Gedanken und auch der Anlass, sie zu äußern, sind und bleiben als Anliegen weiterhin bedeutsam. Reizvollen Stoff, sich intellektuell damit auseinanderzusetzen, bieten die Manifeste allemal, und sie sind auch ein überaus geeignetes Material, es performativ zu erschließen, in spielerischer Durchdringung unterschiedlicher inhaltlicher Positionen, mal eher ironisch, mal beipflichtend: Tini Prüfert, Christel Mayr, Stephanie Pardula, Alexandra Ostapenko und Nicola Schubert sprechen Texte u.a. von Valerie Solanas, Valy Export und Marie Rotkopf.
Der Beitrag ist ab Freitag, den 7. Mai um 18 Uhr unter https://www.theater-ulm.de/im-sechseck sowie auf den Social Media Kanälen des Theaters zu sehen.