ULI IM SPIEL SEINES LEBENS

Ab dem 23. November ist »Aufstieg und Fall des Uli H. – Eine deutsche Wurstiade« exklusiv im Podium des Theaters Ulm zu sehen; an diesem Schauspielabend mit Musik können Sie die ganze, ungeschminkte Wahrheit über das Leben eines der berühmtesten Ulmer unserer Zeit erfahren und erleben. Eine etwas andere, doch genauso aufrichtige Version seines Lebensspiels lesen Sie bereits hier.

Hallo und herzlich willkommen, verehrte Sportfans zuhause! Ein wahres Fußballfest erwartet uns, eine Begegnung, die man ohne Übertreibung als eine Partie der ganz besonderen Art bezeichnen kann! Und da kommt er auch schon auf den Platz, sie kennen ihn alle, Ulrich »Uli« Hoeneß, Metzgermeistersohn von der Donau. Sofort findet er sich auf der Position rechtsaußen zurecht, und stürmt voran, während er sich schnell die Kapitänsbinde der DFB-Schülerauswahl überstreift. Geschickt spielt er sich mit dem nicht viel älteren Paul Breitner für die Münchner die Bälle zu, die beiden harmonieren wie ein Mann! Aber auch mit seinem Sturm-Kollegen, dem »Bomber« Gerd Müller, lehrt er jede gegnerische Abwehr das Fürchten: Die zwei überbieten sich geradezu in Toren für den gemeinsamen Verein! Aber was ist das? Hoeneß hält sich das rechte Knie! So früh in der Partie verletzt, bedeutet das nun das Aus für den gebürtigen Schwaben?

Nun wird Hoeneß am Spielfeldrand behandelt, seine Frau Susi kommt besorgt dazu. Es sieht so aus, als sei Hoeneß verletzungsbedingt zu einer kurzen Pause gezwungen, doch er handelt nebenbei einen Vertrag mit Magirus-Deutz aus. Aber da kommt er auch schon zurück aufs Spielfeld, nun etwas angeschlagen und mit weniger Elan, was die gesamte Mannschaft zu beeinflussen scheint! Ein deutlich schwächeres Spiel als bislang, aber Hoeneß kämpft verbissen weiter, sucht sich eine ganz neue Position und lenkt nun von noch weiter außen die Geschicke seines Vereins: Um seine Kollegen Breitner und Rummenigge stellt er ein starkes Team auf und verhökert Trikots und andere Gegenstände mit dem Vereinslogo an die Fans in der Südkurve. Praktisch nebenbei bringt er auch noch seine eigenen Würste unters Volk und holt nacheinander große Trainerpersönlichkeiten wie Klinsmann, Rehhagel, Hitzfeld, Trapattoni oder Magath auf die Bayern-Bank. Da ist ganz schön Bewegung auf den Sitzen! Auf eine ganz andere Bank legt er gleichzeitig immer mal wieder ein paar Scheinchen, das sieht bei dem aufziehenden Sturm allerdings etwas gewagt aus! Hoffentlich fliegt ihm das nicht noch später um die Ohren …

Aber konzentrieren wir uns wieder auf das Spielfeld-Geschehen, wo Hoeneß sich ein erbittertes Duell mit einem seiner Hauptkonkurrenten liefert: Christoph Daum von Bayer 04 Leverkusen, der schon in seiner Kölner Zeit ein leidenschaftlicher Gegner für den Uli war, schielt verdächtig oft zum Platz des Bundestrainers herüber, den ein ziemlich beleibter Herr für ihn zu putzen scheint. Und da greift Hoeneß an, kommt fast schon aus dem Nichts und beißt sich an Daums Hacken fest, könnte man fast sagen, zerrt ihn zu Boden und kommt dadurch selbst zu Fall! Hoeneß kriegt einen feuerroten Kopf, springt auf und zeigt wütend auf Daum, der sich die Haare ausreist. Und da scheint es plötzlich zu schneien! Ist denn heut‘ schon Weihnachten? Sofort wird Daum vom Spielfeld getragen, vermutlich, um ihm weitere Rutschpartien zu ersparen. Den sehen wir wohl so schnell nicht wieder.

Hoeneß hat das Spiel nun in der Hand, zieht an allen vorbei und erwirkt fast im Alleingang, dass das Stadion, wie er, über sich hinauswächst, noch größer, noch luxuriöser wird, ein wahrer Fußballtempel für alt und jung.

Hier ist jetzt wirklich ein leuchtender, funkelnder Stern aufgegangen, Hoeneß verwandelt Gelegenheit um Gelegenheit und spielt sich fast völlig frei – aber da wackelt der Stern auch schon, lässt ein gänzlich anderes Licht auf Hoeneß scheinen, der bleich wird, fast schon durchsichtig, und nun muss er tatsächlich vom Platz, meine Damen und Herren! Ja, es sieht so aus, als müsste er endgültig duschen gehen, allerdings ist weit und breit keine rote Karte zu sehen! Was soll das heißen?

Nun wird angezeigt, wie lange wir auf Hoeneß verzichten müssen, eine kleine Ewigkeit, wenn man das so sagen möchte, aber begleitet von der Hoffnung, ihn bald wieder auf den Platz laufen zu sehen! Nach seinem Ausscheiden zeigen sich viele im Publikum solidarisch, einige recken die Hände nach oben, werden ebenfalls weggeführt. Aber wer sie im Einzelnen sind, ist uns gerade egal, denn da kommt er schon wieder, viel früher als gedacht! Geläutert, noch etwas blass, aber wieder voller Tatendrang für seine Mannschaft, sein Team und uns, seine Fans – unser Uli!

Ja, liebe Zuschauer, mit diesen ersten Eindrücken verabschiede ich mich auch schon wieder! Bleiben wir aber gemeinsam gespannt auf die kommende entscheidende Begegnung auf dem Spielfeld mitten in Ulis Heimatstadt, wo dem prominenten Profi auf Abwegen das Podium bereitet wird...

Mark L. Rolph 

AutorIn: Stefan Herfurth
Datum: 31.10.2018