»LA MALEDIZIONE!« (DER FLUCH) — EIN KURZER SPIELROMAN ZU GIUSEPPE VERDIS »RIGOLETTO«

Beginne bei Nummer 1 zu lesen, danach musst Du selbst entscheiden, wie es weitergeht.

1
Dein Arbeitgeber feiert an seinem Hof eine seiner berühmt-berüchtigten Orgien. Ein beißender Gestank aus Schweiß, Hormonen und Alkohol kriecht in Deine Nase. Du
trägst Deine Arbeitskleidung: die alberne Kappe und eine Art Rucksack, der Dich zum Buckligen macht. Du bist der Narr, der Spaßmacher, der Pausenclown. Deine Kommentare sind der Motor des wilden Treibens. So will es Dein Arbeitgeber, der Dich bezahlt, Dich am Leben hält. Inmitten der kriecherischen Hofschranzen glänzt Dein Herr: der strahlend schöne Herzog. Niemand reicht an seine äußere Makellosigkeit heran. Unablässig gießt er sich Wein in den Schlund und hält nach jungen Frauen Ausschau, die er wie Freiwild behandelt. Du bist angeekelt von seinem Verhalten.
Möchtest Du den Saal verlassen, um frische Luft zu schnappen? Lies weiter bei 10.
Willst Du bleiben und Deine Arbeit tun? Lies weiter bei 4.

2
Ein Mörder namens Sparafucile bietet Dir seine Dienste an. Der Kerl ist unheimlich. Schnell blockst Du das Gespräch ab und läufst nach Hause. Lies weiter bei 20.

3
»Gilda! Gilda!« Ihr Name hallt gespenstisch durch die Nacht. Doch niemand antwortet. Da siehst Du, wie drei vermummte Gestalten mit einem jungen Mädchen, das bewusstlos zu sein scheint, in einer Gasse verschwinden.
Du ahnst, dass es Deine Tochter ist und stürmst aus dem Haus. Lies weiter bei 17.

4
Der Herzog lässt gerade von der Gräfin Ceprano ab. Hilflos sucht sie nach ihrem Gatten, der die Szenerie mit starrem Gesichtsausdruck aus einer dunklen Ecken heraus beobachtet. Lautes Geschrei unterbricht das Fest. Der alte Monterone sucht seine Tochter. Er vermutet sie zu Recht in den Fängen des Herzogs.
Der alte Mann tut Dir leid. Du willst ihm helfen. Lies weiter bei 11.
Du erkennst in Monterones Verzweiflung eine Steilvorlage für Deine Späße. Lies weiter bei 15.

5
Du löst den einfachen Knoten und erstarrst: Im Sack liegt nicht der Herzog, sondern Deine sterbende, blutüberströmte Tochter. »Ich habe Dich belauscht, als Du den Mörder beauftragt hast. Ich liebe den Herzog. Deshalb habe ich seine Kleider angezogen und mich an seiner Stelle geopfert.« Leblos sinkt sie in sich zusammen. Monterones Fluch hat sich erfüllt.

6
Benommen irrst Du Durch die Nacht. Wie kannst Du weiterleben? Du hast alles verloren — Deine Tochter, Deine Seele. Nun soll der Herzog sein Leben verlieren. Das wäre Gerechtigkeit. Wo steckt der Mörder, wenn man ihn einmal braucht? Lies weiter bei 9.

7
Deine Tochter sitzt entkleidet im Bett des Herzogs. Sie ist verwirrt und entsetzt, Dich hier zu sehen. Als Du sie mit Dir fortreißen willst, bittet sie um Verständnis: »Aber er liebt mich!« Du weißt es besser. Der Herzog kann nicht lieben, er kann nur nehmen — ein Süchtiger, ein Sadist, ein entseelter Verführer.
Willst Du Deiner Tochter erklären, wer sie verführt hat und dass Du für diesen Mann arbeitest? Lies weiter bei 16.
Willst Du den Herzog suchen und zur Rechenschaft ziehen? Lies weiter bei 14.

8
Lautes Gelächter stachelt Dich zu noch derberen Späßen an. Gegen 4 Uhr morgens ist das Gelage zu Ende, kurz darauf erreichst Du Dein Zuhause. Sorgsam verschließt Du das Tor zum Innenhof hinter Dir und öffnest das Doppelschloss an der Haustür. Als Du den Wohnraum betrittst, spürst Du, dass etwas nicht stimmt. Ein Blick ins Schlafzimmer Deiner Tochter gibt Dir Gewissheit: Sie ist fort. Und das obwohl Du ihr eingebläut hattest, das Haus niemals zu verlassen. Panik ergreift Dich.
Willst Du das Fenster öffnen und den Namen Deiner Tochter in die Nacht rufen? Lies weiter bei 3.
Willst Du einer düsteren Ahnung folgen und zurück zum Hof des Herzogs laufen? Lies weiter bei 17.

9
In jener dunklen Häuserschlucht suchst Du Sparafucile auf. Er soll den Herzog töten. Du gibst dem Mörder Geld, dieser nickt. »Warte hier!« Mit einem boshaften Lächeln zieht er sich ins Dunkel zurück. Lies weiter bei 19.

10
Die Höflinge Marullo und Borsa verstellen Dir den Weg. Laut grölend schütten sie Dir Schaumwein ins Gesicht und treiben Dich mit zwei Reitpeitschen zurück in den Saal. Lies weiter bei 4.

11
Monterone ist außer sich und beginnt Dich als offenbar Vertrauten des Herzogs zu würgen. Du beschließt, dem Alten eine Lektion zu erteilen. Lies weiter bei 15.

12
Du kommst nicht weit. Am Ende des Flures stehen Marullo und Borsa. Mit breitem Grinsen erklären sie dir, dass sie Deine junge Geliebte entführt hätten und dass sie in dieser Sekunde im Bett des Herzogs ihre Dienste tue. »Geliebte? Sie ist meine Tochter!«, rufst Du aus und stürmst zurück zu der schweren Tür. Ohne zu zögern trittst Du ein. Lies weiter bei 7.

13
Im Schatten einer schmalen Gasse lehnst Du Dich an eine Wand und ringst nach Luft. Du bist verflucht worden! Doch ändert das wirklich etwas? Im Rückblick erscheint Dir Dein ganzes Leben als Fluch: Deine Frau starb kurz nach der Geburt eurer Tochter, sie ist ohne ihre Eltern aufgewachsen, weil Dein Lebenswandel und Dein zweifelhafter Beruf eine zu große Gefahr für ihre Sicherheit darstellen würden. Nun lebt sie seit drei Monaten bei dir. Das ist kein Zustand. Was, wenn der Herzog sie entdeckt? Die Angst droht, Dich zu lähmen. Da nähert sich Dir ein Schatten.
Willst Du wissen, wer im Dunkel lauert? Lies weiter bei 2.
Willst Du Dich um die nächste Ecke drücken und nach Hause laufen? Lies weiter bei 20.

14
Wutentbrannt rufst Du nach dem Herzog, beleidigst ihn und forderst seinen Tod. Dein Herr lässt nicht lange auf sich warten. Mit gezogenem Degen stürmt er hinter einem Paravent hervor und attackiert Dich. Doch bevor Dich der Degen durchbohren kann, wirft sich Deine Tochter zwischen Euch. Der Degen durchsticht ihr Herz. Tot sinkt sie in Deinen Armen zu Boden. Der Fluch Monterones hat sich erfüllt.

15
Lautstark verhöhnst Du Monterone, der nicht besser auf seine Tochter aufpassen kann. Insgeheim denkst Du an Deine eigene Tochter, die Du wie einen Schatz zuhause versteckt hältst. Bevor Du den Applaus für Deinen brutalen Spaß einfahren kannst, stößt der Alte einen Fluch gegen Dich aus.
Du glaubst nicht an Flüche? Lies weiter bei 8.
Du erschrickst zu Tode und suchst das Weite? Lies weiter bei 13.

16
Deine Tochter will Dir nicht zuhören. Sie liebt den Herzog.
Willst Du Deine Tochter beim Herzog zurücklassen und Dich in Dein Schicksal ergeben? Lies weiter bei 6.
Erinnerst Du Dich an Sparafucile? Lies weiter bei 9.

17
Ängstlich schleichst Du durch den Palast des Herzogs. Was, wenn Du gleich entdecken musst, dass der gewissenlose Kerl gerade über Deine Tochter herfällt? Warum hast Du nicht besser auf sie aufgepasst? Ja, sie ist kein Kind mehr — aber sie ist das einzig Gute, das es in Deinem Leben noch gibt. Hinter einer schweren Tür hörst Du verdächtige Geräusche.
Willst Du den Raum betreten? Lies weiter bei 7.
Willst Du umdrehen und Zuhause auf Deine Tochter warten? Lies weiter bei 12.

18
Ein leises Stöhnen aus dem Sack erregt Deine Aufmerksamkeit. Das ist nicht die Stimme des Herzogs ...
Lies weiter bei 5.

19
Die Turmuhr schlägt 6 Uhr morgens. Bald wird es hell. Da greift Dich jemand von hinten an der Schulter. Es ist der Mörder, der Dir einen Sack vor die Füße wirft. »Der junge Mann ist hier drin. Es war ein Kinderspiel.«
Willst Du den Sack öffnen und die Leiche sehen? Lies weiter bei 5.
Willst Du den Sack als persönlichen Triumph in den Fluss werfen? Lies weiter bei 18.

20
Zwei Minuten später erreichst Du Dein Zuhause. Sorgsam verschließt Du das Tor zum Innenhof hinter Dir und öffnest das Doppelschloss an der Haustür. Als Du den Wohnraum betrittst, spürst Du, dass etwas nicht stimmt. Ein Blick ins Schlafzimmer Deiner Tochter gibt Dir Gewissheit: Sie ist fort. Und das obwohl Du ihr eingebläut hattest, das Haus niemals zu verlassen. Panik ergreift Dich.
Willst Du das Fenster öffnen und den Namen Deiner Tochter in die Nacht rufen? Lies weiter bei 3.
Willst Du einer düsteren Ahnung folgen und zurück zum Hof des Herzogs laufen? Lies weiter bei 17.


Benjamin Künzel

AutorIn: Benjamin Künzel
Datum: 12.03.2020