FLUG INS ABENTEUER: REINER FEISTEL UND GISELA MONTERO I GARCIA IM INTERVIEW

Im Podium des Theaters Ulm hat am 15. Februar das Tanztheater »Der kleine Prinz» Premiere, entwickelt von Direktor Reiner Feistel nach der poetischen Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry. Mit dabei ist wieder die gesamte Compagnie; unterstützt wird sie diesmal von rund 20 Kindern aus der theatereigenen Ballettschule. Gisela Montero i Garcia, die 2000 zunächst als Tänzerin an das Theater Ulm gekommen war, ist nun bereits im siebten Jahr verantwortlich für die aktuell mehr als 180 Elevinnen und Eleven.

Wie entstand die Idee, ausgerechnet den »Kleinen Prinzen« zu choreografieren?
Feistel: Zunächst ganz simpel: Jemand hat mir das Buch geschenkt und ich habe mich für die Geschichte begeistert. Und während andere Bücher bei den vielen Umzügen eines Tänzerlebens gern mal verschwinden, hat mich dieses immer begleitet. Auf der einen Seite ist es eine Abenteuergeschichte: von einem Piloten, der nach einem schweren Absturz in der Wüste auf einen sonderbaren Jungen trifft und von dessen Reisen zu den verrücktesten Planeten erfährt. Auf der anderen Seite ist es voller Poesie und hochemotionaler, melancholischer Momente, so dass es dem Körper und der Körpersprache sehr nah kommt. Es schreit geradezu danach, in Tanz umgesetzt zu werden.

Ist es das erste gemeinsame Projekt zwischen Tanzcompagnie und Theaterballettschule?
Montero i Garcia: Ja, zumindest was die Anzahl der beteiligten Kinder angeht und die Altersspanne: Die Kleinste ist erst sieben Jahre alt. Ich glaube, bei den Proben im Ballettsaal, also im bestens vertrauten Unterrichtsort, ist den Kindern die Dimension des Stücks noch nicht bewusst. Es wird daher sehr spannend, ins Podium zu gehen, in einen Raum, in dem sie noch nie getanzt haben, ohne Spiegel, und dort mit Licht und Kostüm alles zusammenzusetzen.

Wie kann man sich die optische Umsetzung des Ausstatters Stefan Wiel vorstellen?
Feistel: Mit Stefan Wiel zu arbeiten, ist eine Offenbarung. Er ist ein Künstler mit einem unglaublichen Erfahrungsschatz, gerade für erzählerische, märchenhafte Stoffe. Für den »Kleinen Prinz« hat er nicht nur zauberhafte Kostüme entworfen — etwa für die Rose, die Schlange, den König — sondern auch Landschaften gemalt, die wir projizieren können. So haben wir eine theatrale, poetische Kulisse und gleichzeitig maximalen Platz für den Tanz.

Neben Deinen Profis hast Du nun auch eine große Truppe an Kindern zu choreografieren …
Feistel: Ja, und ich erlebe die Kinder als sehr munter und als sehr aufgeschlossen und voller Energie und Hingabe für ihre tänzerischen und darstellerischen Aufgaben — das macht Freude. Toll, dass wir dieses Projekt gemeinsam machen und so nicht nur erwachsenes Publikum, sondern vor allem auch Kinder abholen können.

Kennen die Kinder die Erzählung vom »Kleinen Prinzen« überhaupt noch?
Montero i Garcia: Oh ja, alle verbinden noch etwas damit und bewundern diese Geschichte. In ihren Köpfen entsteht aber natürlich ihre ganz eigene Version davon, und das ist wunderbar. Sie haben ihr ganz eigenes Universum. Das Schöne ist, dass die Kinder noch total frei im Kopf sind. Sie machen einfach mit, lassen alles Unbekannte auf sich zukommen, lassen es einfach passieren — ganz offen. Das sollten wir Erwachsene auch wieder lernen.

AutorIn: Diane Ackermann
Datum: 13.02.2019